... den Skandal, den er will. Gerade politisch.
Ich erinnere mich sehr gut an die Worte eines gewissen Frank Schäfer, als dieser es ablehnte den 1. FC Köln dauerhaft als Trainer der Profis zu betreuen: "Teile dieses Geschäftes widern mich an."
Auf mich trifft es ähnlich zu, wenn ich an die Politik denke. Dazu gehören die Teile, mit denen sich Politik untereinander oft behakt. Getreu dem Motto "Feind-Erzfeind-Parteifreund" habe ich so manche negative Geschichte erlebt, aber auch was das Standing der Politik in der Öffentlichkeit betrifft. Gerade die Kommunalpolitiker, diejenigen die in der Regel die größte Nähe zu zu dem Bürgerinnen und Bürgern haben, stecken meist die größten Prügel ein. Zu Unrecht wie ich meine.
Machen Sie etwas gut, bewirken sie positives (ja, das gibt es - wenngleich dies nicht immer von allen so empfunden werden mag) wird nicht drüber geredet. Machen Sie etwas weniger gut, gehen sie von falschen Tatsachen aus, bekommen Sie Schelte. Ungleich der Fragestellung, dass ihnen möglicherweise in den Vorlagen durch die Verwaltung eben diese falschen Informationen geliefert wurden. SIE sind Schuld, sonst niemand. Die Politik, gerade die lokale, diese Provinzpolitiker, können ihren Job nicht und sind Schuld. Insbesondere am schlechten Wetter, zumindest die SPD, wenn es nach Rudi Carrell geht.
"Politiker sind schuld", diese Pauschalisierung jedenfalls verkauft sich gut, so macht man Stimmung. Das kommt bei der breiten Masse an. Das will man. Derart plumpe, inhaltlose Floskeln, ohne sachliche Kritik (die ist hingegen notwendig, berechtigt und erforderlich) sind ebenfalls so ein Teilaspekt der mich am "politischen Geschäft" anwidert.
Neu ist für mich in diesen Tagen allerdings die Erfahrung, dass ehrenamtliche Politiker nun jedoch auch für Dinge in die Sünder-Ecke gestellt werden, an denen sie nicht beteiligt sind.
So geschehen bei einer Laufveranstaltung in Erftstadt. Dies hat jedoch eine längere Geschichte. Einst wurde ein Verein vom damals zuständigen Beigeordneten und heutigen Bürgermeister Volker Erner und dem damaligen Vorsitzenden des Sportausschusses Adi Bitten (Bündnis `90/Die Grünen) initiiert. Eine Konkurrenz zu einem traditionellen Sportverein, der eben auch eine Laufveranstaltung organisierte.
Zu meiner Zeit als SPD-Parteivorsitzender und stellv. Fraktionsvorsitzender während dieser Zeit erlaubte ich mir dies mit einigen anderen zu kritisieren. Solche Events können und sollten die Vereine ohne politische Vertreter / Repräsentanten durchführen. Zu sehr könnte der Anschein erweckt werden, diese würden ihre herausragende Stellung bei Sponsoren nutzen, andere Vereine mit unzähligen Ehrenamtlern hinten anstehen. Zu sehr sahen Parteifreunde von mir auch die Gefahr einer unnötigen Politisierung des Sports.
Was ich erlebte war bisweilen postwendende Kritik in unsere Richtung, dies sagen die "Sozis" ja "nur", weil die beiden Personen (Erner und Bitten) anderen politischen Gruppierungen angehörten. Wir seien mit dieser Kritik doch diejenigen, die dem Sport schaden würden. Sei es drum...
Heute ist der eine hauptamtlicher Bürgermeister, der anderen von "seinen" Grünen mehr oder weniger auf das Abstellgleis befördert worden, er ist nicht mehr Mitglied des Stadtrates.
Als es nun in diesen Tagen zu Unmut bei der Vergabe des Preisgeldes für die Läufer der Veranstaltung gab, waren die Schuldigen für einige schnell gefunden: die Provinzpolitiker.
Dieser Vorwurf, woher er auch kommen mag, geht am eigentlichen Problem vorbei. Generell sollte man nie Personengruppen pauschal in Sippenhaft nehmen.
Die Wahrheit, wer, was, wann, wo, wie, warum mit wem und wem nicht veranstaltet, gesprochen, vereinbart hat, das ist und bleibt der breiten Öffentlichkeit verborgen. Spekulationen und Mußmatungen helfen da nicht. Wer nicht dabei war, sollte sich hüten Partei zu ergreifen. Letztlich, so stellt es sich für mich dar, handelt es sich hier aus meiner Warte "nur" um persönliche Differenzen, die auf dem Rücken von Sport und Sportlern ausgetragen werden.
Ein Peter Kaulen verbreitet via facebook schnell den von ihm gefundenen Skandal um die Herren Erner und Bitten, die einem Läufer zu wenig Siegprämie auszahlen. Wer sucht, der findet einen Skandal.
Allerdings darf man nicht außer Acht lassen: eben jener Skandal-Veröffentlicher (Kaulen) ist nicht erst seit gestern Contra Bitten und Erner. Und auch er war einst Mitglied der Erftstädter Grünen. Und andere, die heute in diese Skandal-Geschichte einsteigen bzw. diese befördern, haben seit langem in Erner und Bitten auch aus anderen Gründen ihr Feindbild geschaffen. So manches hat hier in der Tat eine politische Hintergrundgeschichte, aber der Vergangenheit.
Nun die heute ehrenamtlich Aktiven der Politik für die persönlichen Animositäten als Verantwortliche dieses Skandals (wenn es denn einer ist) zu sehen, das geht meiner Überzeugung nach zuweit.
Keineswegs halte ich alle Kommunalpolitiker für fähig, keineswegs sind mir alle sympathisch, aber was Recht ist muss Recht bleiben: hier plumpe Klischees zu Lasten der Politik im Allgemeinen zu bedienen, das ist unredlich und peinlich zugleich.
Die Posse, so würde ich es beschreiben, betrifft eine handvoll Personen, deren persönliche Animositäten nunmehr auf dem Rücken des Sports, der Sportler und unbeteiligter Personen (Politik im allgemeinen) ausgetragen wird. Das ist in höchstem Maße unanständig und unseriös. Mein Rat: verzichtet künftig generell auf Prämien, diese sollten ohnehin so viel mit Breitensport zu tun haben wie eine Kuh mit dem fliegen. Darüber hinaus sollte sich jede und jeder überlegen, ob er überhaupt an Veranstaltungen teilnehmen möchte, wo er Gefahr läuft zum Spielball persönlicher Feindschaften zu werden. Im Sport und anderswo. So stellt man am einfachsten diejenigen ins (sportliche) Abseits die ihre persönliche Profilierung auf Kosten von anderen suchen.
Grüße,
Uwe Wegner
(Uwinho)