Denn sie wissen wohl nicht, was sie tun
Was für eine Aufregung. Facebook hat WhatsApp gekauft.
Plötzlich fällt vielen Nutzern auf, was WhatsApp für eine Datenkrake ist. Es
sei dahingestellt, ob man dies nicht schon hätte vorher wissen können, sollen
oder müssen. Niemand wurde gezwungen diese App überhaupt erstmal auf seinem
Handy zu installieren. Mir ist zumindest kein Fall bekannt. Ich selber nutze
diese App auch und ich denke nicht daran sie zu löschen. Ich finde sie praktisch.
Zudem glaube ich nicht, dass ich derart interessant bin, dass die NSA oder
andere dunkle Mächte mir auf Schritt und Tritt folgen. Zu meinen Followern
zählen sie meiner Erkenntnis nach jedenfalls nicht, aber meinen Einträgen
folgen tun andere offiziell auch nicht. Zumindest würden sie dies nie offiziell
zugeben.
Bewusst entscheiden sich viele gegen WhatsApp. Vollkommen in Ordnung. Auch ist es legitim sich grundsätzlich gegen Datenkraken zu wehren. Auch richtig ist es viele tolle technische Neuerungen kritisch zu hinterfragen und seinen Unmut öffentlich zu äußern. Wenig nachvollziehbar sind für mich jedoch Kommentare bei facebook, dass WhatsApp jetzt nicht mehr nutzbar ist, weil es ja von facebook, der größten Datenkrake überhaupt gekauft wurde. Ja, wissen sie denn nicht was sie tun? Hallo? Bei facebook (!) solche Kommentare? Ist das nicht genauso schizophren wie Aspirin zu kaufen und sich zu beschweren, dass Bayer ein Weltkonzern ist, der durch den Verkauf von Schmerzmitteln – im internationalen Vergleich in Deutschland übrigens sehr teuer - zu hohe Gewinne erzielt?
Ich meine ich gehe doch auch nicht in die Eisdiele und
beschwere mich darüber, dass das Eis kalt ist. Vielleicht beschwert sich
demnächst auch jemand bei Milka oder Ritter-Sport, dass deren Schokolade so einen
süßen Geschmack hat? All dies ist wohl die Schizophrenie des Alltags.
Diese begegnet uns immer wieder. Auch in anderen
Lebensbereichen. Beispiel gefällig? Aber gerne:
Da gibt es Menschen, die fordern größtmögliche Transparenz
in der Politik, allerdings nur so lange, wie sie selber nicht betroffen sind oder
über sie diskutiert wird. So fordert ein gewisser „Herr“ Edathy einen
respektvolleren Umgang mit seiner Person. Ein Mann, der sich – hieran dürften
auch aufgrund seiner eigenen Äußerungen keine Zweifel bestehen – Bilder von nackten
Jungs, von Kindern bestellt hat. Wo ist seine Moral? Wo ist sein Respekt vor diesen
Kindern, auch vor deren Eltern? Hat sich dieser Mensch einmal Gedanken gemacht,
was es für diese Menschen bedeutet zu wissen, das Nacktbilder von ihnen im Umlauf
sind, die sie in dieser Form nicht gewollt haben? Und schon gar nicht für einen
bestimmten Zweck!? Warum Menschen solche
Nacktbilder kaufen, muss hier wohl nicht erklärt werden. Neben den Picasso,
Dürer oder van Gogh werden diese Bilder wohl kaum in die private Kunstsammlung
an der Wohnzimmerwand integriert. Auch ein Sebastian Edathy gehört wohl zu den
Menschen, die nicht wirklich wissen was sie tun. Es zumindest öffentlich nicht
wahrhaben wollen. Die Schuld für eigenes Fehlverhalten bei anderen suchen. Das
angestrengte Parteiausschlussverfahren ist insoweit mehr als folgerichtig. An
dieser Stelle kann es wohl kaum „nur“ um die Frage gehen, ob ein Handeln im strafrechtlichen
Sinne relevant ist. Nein, wer in der Funktion eines Edathy unterwegs war und
ist, der hat auch moralische Verpflichtungen.
Solche vermeintliche „Gutmenschen“ und „Saubermänner“ begegnen uns leider immer
und überall wieder. Moralisch selber den Zeigefinger erhebend, nach außen, in
der Öffentlichkeit vorbildlich wirken wollend, intern, im Hintergrund jedoch
oftmals moralisch viel verwerflicher handelnd als diejenigen die sie
kritisieren.
Oh, wie „liebe“ ich diese Sorte Mensch. Solche sind mir leider
auch in der kommunalen Tagespolitik immer wieder begegnet. Traurig, aber wahr.
Ich werde aus diesem Grunde einen meiner nächsten Blog-Beiträge diesem Thema
widmen. Unter dem Titel „Transparenz und Offenheit ja – aber bitte zuerst bei
den anderen“. Hier könnte man den heutigen Blog-Titel auch leicht abändern in „Schizophren
– sie wollen nicht wissen, was sie selber tun.“
Bis zum nächsten Blog beste Grüße,
Uwe Wegner
(Uwinho)
(Uwinho)